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AUSZEIT TEIL 2

Abschied aus Baril de Alva – Aufbruch in den Süden



Nun kommt der Abschied – aber mit Erinnerungen, die uns keiner nehmen kann.
Es geht weiter in den Süden, hinter den höchsten Berg Portugals, die Serra da Estrela, zu einem großen Stausee: dem Stausee Cabril (Barragem do Cabril).

Dort finden wir einen geeigneten Campingplatz – Camping Pedrógão Grande – und einen Kontakt, zu dem wir später noch einmal zurückkehren werden.

Der Campingplatz liegt direkt an der gewaltigen Staumauer des Cabril-Stausees, einem riesigen See, der sich weit in das Hinterland verzweigt wie Adern, die sich durch einen Körper ziehen.
Der Empfang ist sehr freundlich, und die Betreiber erweisen sich in den kommenden Tagen als unglaublich hilfsbereit.

Zunächst dürfen wir uns auf dem weitläufigen Gelände einen Platz frei aussuchen – wieder einmal ganz für uns allein.
Große Waschräume, saubere WCs und Duschen, so viele, dass wir theoretisch jeden Tag eine andere nutzen könnten.

Die Zufahrt zum Campingplatz und auch die Wege ins höher gelegene Dorf sind geprägt von steilen Auf- und Abfahrten – und ich merke, ich bin immer noch nicht geheilt.
Selbst jetzt, während ich das schreibe, spüre ich, wie jede Steigung mich anspannt.
Wir sind zwar mittlerweile in der Algarve, wo alles flacher ist, aber trotzdem achte ich auf jede kleinste Steigung.
Oh Mann, wie verrückt ist das eigentlich? Frei sein – das würde mir wirklich guttun.


Werkstatt, Regen und ein kleines Wunder

Die Besitzer erzählen uns, dass in den kommenden Tagen mehrere Gruppen mit dem Bus kommen.
Ihr Mann führt sie durch den Wald – auf Pilzsuche, denn hier gibt es offenbar unglaublich viele Sorten.
Das Wetter passt: kühl, aber nicht kalt – und Natur pur.


Ich erkundige mich nach einer Werkstatt im Dorf, da wir ohnehin Wäsche waschen müssen.
Wir fragen uns durch und bekommen schnell einen Hinweis.
Also nutzen wir die Gelegenheit und fahren spontan vorbei.

Die Mechaniker sprechen kein Englisch, aber mit dem Übersetzer auf dem Handy klappt es.
Sie nehmen sich direkt Zeit – Grilauto heißt die Werkstatt – und wir warten draußen.

Ich sehe mir einen alten Range Rover aus den 1950er-Jahren an und mache ein paar Fotos.
Es ist kalt, und der Regen setzt ein.

Nach einer Weile kommen sie heraus und sagen, dass es ein Problem mit dem Turbo gibt, das sie aber nicht sofort beheben können.
Wir sollen am nächsten Morgen um 9 Uhr wiederkommen und ihnen drei Tage Zeit geben.
Das Testen kostet nichts – 30,80 Euro schenken sie uns.
Das klingt fair, also stimmen wir zu.


Aber dann kommt die große Frage: Wo bleiben wir die nächsten drei Tage?
Ein Hotel? Schwierig – vieles hat geschlossen.
Wir müssen noch Wasser auffüllen und suchen einen Supermarkt.
Parken ist Stress pur – enge Gassen, kein Platz für den Van.
Also kurz auf der Hauptstraße halten, rein in den Mini-Supermarkt, raus, fertig.


Wieder unten am Campingplatz treffen wir die Besitzer in der kleinen Bar und fragen, ob sie vielleicht eine Hütte oder Unterkunft für uns hätten.
Die Frau überlegt keine Sekunde und bietet uns eine Ferienwohnung mit Blick auf den See an.
„Da scheint die Sonne aufs Dach“, sagt sie, „da ist es etwas wärmer.“

Blöd es gibt aktuell keine Sonne. ;-)
Sie bringt uns sogar eine Heizung.

Wir sind überglücklich, packen ein paar Sachen und richten uns ein.
Die kleine Wohnung hat eine Wohnküche mit TV und zwei Schlafzimmer – eines mit Doppelbett.
Schnell merken wir: Es ist kalt.
Aber alles ist sauber, ordentlich und zweckmäßig.


Drei Tage Warten und eine Menge Begegnungen

Die nächsten Tage verbringen wir hauptsächlich drinnen – am Tisch, neben der kleinen Heizung, mit portugiesischem Fernsehen oder mal einer Serie auf Englisch.
Draußen regnet es fast ununterbrochen.


Ich habe Spaß am Kontakt zu den Besitzern – sie kochen auf Gasbrennern in riesigen Töpfen, direkt auf dem Boden.
Ich schaue zu, probiere und finde es einfach klasse.
Die beiden sind wirklich herzlich und authentisch.

Immer wieder kommen Gruppen an.
Der Besitzer erklärt im Gemeinschaftsraum viel über Pilze,
und anschließend kocht er die gefundenen Exemplare –

Eine tolle Idee!

Ich lerne auch einen jungen Mann kennen – Waschke (so ungefähr klingt sein Name auf Portugiesisch).
Er hilft den Besitzern für eine Woche, spricht ein bisschen Deutsch und studiert in Coimbra.
Wir verstehen uns gut – ich spreche langsam, er lacht über mein hessisches „Gebabbel“. 😄

Er zeigt mir ein paar der Gerichte, die sie für die Gruppen zubereiten.
Abends bieten uns die Besitzer immer wieder Gemüsesuppe an –
und in der kalten Wohnung schmeckt die einfach himmlisch.


Die kleine Heizung läuft 24 Stunden am Tag, immer da, wo wir gerade sind – Küche oder Schlafzimmer.
Gut, dass wir unsere Biberbettwäsche dabei haben!

Trotz allem merke ich, dass die drei Tage sich ziehen.
Ich schreibe der Werkstatt schon am zweiten Tag, aber bekomme keine Antwort.
Das ist hier normal – sie nehmen sich die Zeit, die sie brauchen.
Trotzdem belastet mich das Warten sehr.

Am dritten Tag am Morgen kommt endlich die Nachricht:
Wir können den Wagen abholen und testen!

Die Erleichterung

Wir lassen uns per Taxi abholen.
Der Crafter steht schon bereit.
Wir fahren los – steile Straßen rauf und runter – und ich merke sofort:
Er läuft wieder flüssiger!

Die Mechanikerin übersetzt mit dem Handy:
Der Sensor vom Turbo war verschmutzt,
und ein Loch in der Leitung wurde repariert.
Gesamtkosten: 90 Euro.

Ich kann es kaum glauben.
Was hatte ich mir Sorgen gemacht!
Drei Tage Kopfkino – völlig umsonst.


Wir fahren zurück, räumen die Wohnung,
packen alles wieder in den Crafter,
der sich plötzlich wärmer anfühlt als jede Ferienwohnung.
Wieder zuhause – auf Rädern.

Wir sagen den Besitzern Bescheid, dass wir übermorgen abreisen.
Noch ein kurzer Abstecher nach Coimbra – dort gibt’s einen tollen Biomarkt!
Sie erzählen uns, dass sie selbst ein paar Tage wegfahren – endlich mal zuhause schlafen.

Und dann erfahren wir das Beste:
Der Campingplatz ist eigentlich seit Oktober geschlossen!
Nur wegen der Pilzgruppen war er überhaupt geöffnet also für uns so zusagen –
und nur deshalb konnten wir hier stehen,
den Crafter reparieren lassen
und diese wunderbaren Menschen kennenlernen.

Ich werde die beiden Besitzer und auch den jungen Mann aus Coimbra nicht vergessen.
Was für Begegnungen wir immer wieder haben – das ist das eigentliche Geschenk dieser Reise.

Sie verfolgen inzwischen sogar meinen Blog.
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen dreien ganz herzlich bedanken.
Es war eine großartige Erfahrung, und ich wünsche ihnen von Herzen alles Gute.


Unsere Reise geht nun weiter in den Süden,
mit neuen Zielen, neuen Eindrücken –
und als nächsten Halt: Fátima und Tomar.
Besondere Orte, dazu später im kommenden Abschnitt.


Ein Ort voller Geschichte, Glauben und Emotionen.



Unser Testausflug nach Coimbra




Nach unserem erfolgreichen Testausflug mit dem CamperVan machten wir uns direkt auf den Weg nach Coimbra. Unser erstes Ziel war der große Bio-Supermarkt, der uns schon von außen begeistert hat. Drinnen war er hervorragend sortiert – besser als man es oft in Portugal erwartet. Und wie in fast allen portugiesischen Supermärkten gab es natürlich Toiletten. Da stellte sich mir erneut die Frage, warum es so etwas in Deutschland kaum gibt. Haben die Deutschen ein anderes Toiletten-Empfinden? Lach…

Vom Parkplatz am Biomarkt liefen wir anschließend in die Stadt hinein – und natürlich auch wieder hoch, denn wie überall in Portugal gibt es kaum flache Ebenen. Coimbra bildet da keine Ausnahme: Die Stadt ist auf Hügeln gebaut, die Häuser passen sich der Schieflage an, und bei jedem Spaziergang werden die Beinmuskeln automatisch trainiert.

In der Innenstadt, besonders in der Altstadt, wurden wir durch viele kleine Gassen geführt und trafen überall auf Studenten. Viele trugen die traditionellen schwarzen Umhänge, die an Harry Potter erinnern – ein typisches Bild für Coimbra.

Wir besuchten auch die berühmte Kirche, in der der erste und der zweite König von Portugal bestattet sind. Dieser Besuch war eine klare Empfehlung unserer lieben Campingplatz-Besitzerin am Stausee, und wir waren froh, ihrem Tipp gefolgt zu sein.

Auf den Straßen begegneten wir später einigen Studenten, die Musik machten und Tänze aufführten. Man sah ihnen an, wie viel Spaß sie daran hatten – das gibt der Stadt ein lebendiges, junges Flair.

Coimbra selbst hat eine beeindruckende Geschichte:
Sie war im Mittelalter die frühere Hauptstadt Portugals, bevor Lissabon diese Rolle übernahm. Außerdem besitzt Coimbra eine der ältesten Universitäten Europas (gegründet im 13. Jahrhundert), die bis heute das Stadtbild prägt.

Die Stadt teilt sich in zwei Teile:
Einen modernen, sehr großen Bereich mit breiten Straßen und vielen Geschäften – und eine kleinere, charmante Altstadt, in der sich auch die Haupt-Einkaufsstraße befindet.

Ein gelungener Ausflug, der uns nicht nur die Funktionsfähigkeit unseres CamperVans bestätigte, sondern auch eine weitere wunderschöne portugiesische Stadt näherbrachte.


Weiterreise Richtung Lissabon – Zwischenstopp in Fátima

Unsere Reise Richtung Lisboa geht endlich weiter. Nach unserem Aufenthalt auf dem Campingplatz in Coimbra – groß, aber nicht wirklich schön und leider ziemlich ungepflegt – steuern wir nun die Orte an, die wir uns vorab gespeichert haben: Fátima und Tomar.

Fátima – ein unscheinbarer Ort mit großer Geschichte

Als wir nach Fátima hineinfahren, wirkt alles zunächst völlig unauffällig. Ein kleiner Ort, ruhig, nichts Besonderes. Doch genau hier ereignete sich vor etwas mehr als 100 Jahren etwas, das die katholische Welt veränderte:
1917, so erzählt es die Überlieferung, erschien die Jungfrau Maria drei Hirtenkindern – Lúcia, Francisco und Jacinta. Mehrmals sollen sie die Erscheinung gesehen haben. Diese Ereignisse machten Fátima zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte Europas.

Wir wollten eigentlich nur die bekannte Kirche besuchen – ohne große Erwartungen. Doch schon auf dem Parkplatz merkten wir, dass hier etwas Besonderes los ist. Viele Menschen strömen in die große, weiße Basilika, und wir kommen genau rechtzeitig, um ein Klangbeispiel der riesigen Orgel mitzuerleben. Eine Messe steht kurz bevor. Wir lassen uns von der Musik tragen, ich mache für euch eine kleine Aufnahme, und genießen diesen Moment.

Als wir auf der anderen Seite der Kirche wieder hinausgehen, trauen wir unseren Augen kaum:
Vor uns öffnet sich ein riesiger Platz, so groß wie der in Rom vor dem Petersdom. Menschenmassen bewegen sich in Richtung einer langen, flachen Kapelle auf der rechten Seite.

Dort bildet sich eine unglaublich lange Warteschlange. Die Menschen halten Kerzen in der Hand – große, kleine, kunstvoll verzierte – und bewegen sich langsam auf einen Bereich zu, aus dem Rauch aufsteigt. Wir sehen Flammen. Es scheint, als würden sie ihre Kerzen dort dem Feuer übergeben, als Opfergabe oder als Bitte.

Christina fällt beim ersten kleinen Gebäude etwas auf: Im Innenraum gibt es einen sehr niedrigen Handlauf. Dann kommt eine Dame um die Ecke, die auf den Knien ihre Runden dreht. Kurz darauf sehen wir viele weitere Menschen, die den gleichen Weg wählen – alle knieend, manche mit Tränen in den Augen, andere tief versunken. Ihr Ziel ist der Altar, auf dem die Statue der Heiligen Maria steht, jener Figur, die an den Ort der Erscheinungen erinnert.

Für mich als eher rational denkenden Menschen ist das ein sehr intensiver Moment. Ich habe schon vieles gesehen, aber diese Form der Hingabe, der Glaube, der Schmerz und die Hoffnung, die man hier in den Menschen spürt – das ist neu. Und irgendwie berührt es mich, auch wenn ich nicht genau weiß, was ich davon halten soll. Aber es hat offensichtlich Bedeutung für all jene, die diesen Weg gehen.

Schaut euch einfach die Bilder an, die ich gemacht habe – und hört euch die Orgel an. Ein beeindruckendes Erlebnis.

Tomar – Stadt der Tempelritter & jüdischen Kultur

In Tomar angekommen, steuern wir zuerst einen aufgegebenen Campingplatz an. Obwohl er offiziell nicht mehr betrieben wird, stehen dort erstaunlich viele Camper herum – fast wie ein kleiner Geheimtreff. Wir suchen die Stelle, an der wir unser sauberes Grauwasser ablassen können, fragen freundlich nach – und ernten eher genervte Blicke. Typisch deutsch oder was? Entschuldigung für die Störung…

Vom Campingplatz laufen wir durch einen wunderschön angelegten Park mit Wasserrad, kleinen Kanälen und viel Grün – traumhaft. Und natürlich finden wir auch hier wieder ein öffentliches WC (Portugal gewinnt weiterhin gegen Deutschland…).

Die Innenstadt ist ein kleines Schmuckstück. Und überall sieht man Spuren der Geschichte, denn Tomar war über Jahrhunderte ein bedeutendes Zentrum der Tempelritter und später des Ordens Christi.

🛡️ Historischer Hintergrund – Tempelritter in Tomar

  • Die Tempelritter kamen im 12. Jahrhundert nach Portugal.
  • Im Jahr 1160 gründete der Ritter Gualdim Pais, der Großmeister der portugiesischen Tempelritter, Tomar und begann mit dem Bau des Convento de Cristo.
    Google Maps:
    https://maps.app.goo.gl/BNP9H9bdE1wCwVJ87
  • Nach der Auflösung des Templerordens (1312) übernahm Portugal fast alle Besitztümer und wandelte sie in den Orden Christi um.
  • Dieser Orden spielte später eine große Rolle in der Epoche der portugiesischen Entdeckungsfahrten (z. B. Heinrich der Seefahrer).

Wenn du also überall Kreuze, Symbole und alte Wappen siehst – das ist echte Tempelritter-Geschichte.


✡️ Jüdisches Leben in Tomar

Tomar hatte vom 13. bis 15. Jahrhundert eine sehr aktive und große jüdische Gemeinde:

  • Die Jüdische Synagoge von Tomar, erbaut im 15. Jahrhundert, ist eine der ältesten erhaltenen Synagogen in Portugal.
    Google Maps:
    https://maps.app.goo.gl/XFN6SRCvRh2sjudd8
  • Sie wurde nach der Vertreibung der Juden 1496 als Gefängnis(!) genutzt und später als Lagerraum.
  • Heute ist sie ein kleines Museum der jüdischen Geschichte.

Du siehst überall Spuren: hebräische Inschriften, Symbole und Infotafeln.


☕ Croissants & ein Marterpfahl

Bevor wir zur Burg hochgehen, finden wir ein schönes kleines Café – und entdecken echte französische Croissants. Wir packen sofort welche ein.

Später stoßen wir auf einen Marterpfahl – perfekt für ein Foto. Christina lacht sich kaputt, ich stelle mich daneben, und ja… man kann nicht immer wie ein Influencer aussehen.


🏰 Burganlage (Convento de Cristo)

Das berühmte Schloss haben wir diesmal ausgelassen – der Weg war uns an diesem Tag für eine Durchreise zu weit hoch. Aber Tomar hat bei uns trotzdem Eindruck hinterlassen.


Google Maps – Stadtzentrum:
https://maps.app.goo.gl/c7nenWnUYgu3t7M86


Fazit:
Tomar ist ein absolutes Muss – Geschichte, Kultur, Natur und Charme. Und eines der schönsten Beispiele, wie Portugal seine Vergangenheit mit dem Heute verbindet.

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